Für meinem großen fängt nach den Sommerferien das letzte Kindergarten Jahr an. Unsere Kinder sind (bis jetzt) die letzten Kinder in der Familie die eingeschult werden und dadurch ist das Thema Schule für uns schon jetzt sehr präsent. Man bekommt mit wie es bei den Neffen und Nichten so läuft und fragt sich auch schon selbst wie die eigenen Kinder die Schule meistern werden. Dabei bereitet mir aber nur der Gedanke an die Praktika Kopfschmerzen. Alles andere wird schon gemeistert aber so ein Praktikum kann so vieles versauen.
Nur 1 gutes Praktikum durfte ich je erleben
Bestimmt erinnern sich noch einige von euch an IhrPlatz. Der Drogeriemarkt gehörte zu Schlecker und ging bei der Pleite ziemlich unter. Bei IhrPlatz dufte ich ein Praktikum als Einzelhandelskauffrau machen und dieses ist das einzige das ich in guter Erinnerung behalten habe. Bis auf die Kasse, dürfte ich alle Bereiche kennen lernen. Zwei Wochen dauerte das Praktikum und es machte mir wirklich Spaß. Die IhrPlatz Frauen haben mich toll in ihr Team integriert und selbst die Chefin war nett. Zum Abschluss bekam ich noch ein Abschiedsgeschenk und das Angebot in den Sommerferien dort zu arbeiten. So weit kam es allerdings nicht da wenige Monate nach meinem Praktkum die Pleite kam.
Das Praktikum das ich schwänzte, ohne Ärger dafür zu bekommen
Zwei Wochen sollte es gehen und nach zwei Tagen sah mich der Chef nie wieder. Mein erster Tag war mit einer Führung und Erklärung zu all den Bereichen noch ganz akzeptabel. Am zweiten Tag musste ich dann allerdings die Fenster des Chefs in seinem privaten Haus putzen anstatt in der Firma etwas über Buchführung zu lernen. Beim säubern seines Hauses tanzte dann noch seine Frau um mich herum und schien sich über die neue Sklavin wirklich zu freuen. Mein Lehrer verstand das ich nicht weiter machen wollte und der Abbruch wirkte sich weder negativ noch positiv auf meine Note aus.
Der Florist mit der schrecklichen Auszubildenden
Ich bin ein kreativer Mensch und meine beruflichen wünsche waren dementsprechend in kreativen Bereichen. Für mich gibt es bis heute nicht diesen einen Job den ich unbedingt machen möchte. Ich kann mich für viele Berufe begeistern, von kreativ bis eintönig ist alles dabei. Floristin würde mir allerdings ganz schön versaut. Meine Freundin machte zur selben Zeit in einem anderen Blumenladen das gleiche Praktikum. Meine Anleiterin schien mich einfach nicht zu mögen. Ich bekam von ihr ständig Putz Aufgaben. Laden fegen, Vasen auswaschen, Podeste abwischen, Töpfe schrubben usw. Das man als Praktikantin vorwiegend die drecksarbeit bekommt, ist ja völlig normal nur sollte eine Praktikantin auch ein wenig mehr als nur das putzen kennen lernen.
Zum Glück gab es in diesem Laden eine nette Frau die mir auch mal zeigte wie ein Strauß gebunden wird und mich Töpfe bepflanzen ließ. Diese Frau war recht neu in dem Geschäft und blieb dort auch nicht lange. Sie passte mit ihrer netten, ruhigen Art überhaupt nicht in das Team. Jedes Mal wenn ich einer der drecksaufgaben geschafft hatte, ging ich zu ihr und sie ließ mich Sträuße binden. Als eine ältere Kundin genau den Strauß den ich gerade machte kaufen wollte (vermutlich um mir Mut zu machen), würde mir dieser von der Auszubildenden aus der Hand gerissen. Sie rupfte ihn regelrecht auseinander, meckerte mit mir und machte ihn fast neu. Die Frau verließ den Laden ohne etwas zu kaufen weshalb ich dann Ärger bekam. Die letzten Tage des Praktikums verbrachte ich dann wieder mit putzen. Meine Freundin hatte da übrigens mehr Glück. Sie verbrachte nur wenig Zeit mit putzen und lernte sogar das binden von Kränzen und Gestecken. Frustrierend für einen Teenager der doch genau so tolle Sachen machen wollte.
Die Schneiderin bei der ich nichts lernte
Dieses Praktikum war ein ganz besonderes. Nicht nur das ich tatsächlich eine Schneiderin fand bei der ich etwas lernen konnte, nach dem praktikum mussten wir in der Schule unseren Beruf vorstellen mit einem eigenen Stand. Eltern, Besucher und Schüler sollten uns einen ganzen Nachmittag über fragen stellen können. Unsere Schule hatte zum Glück eine sehr nette Berufsberaterin die diese Ausstellung leitete und mich rettete aber dazu gleich mehr.
Während des Praktikums sah ich die Nähmaschine nur von weitem. Meine Aufgaben bestanden auch hier wieder darin zu putzen und Botengänge zu erledigen. Das einzige was ich machen durfte und mit nähen zutun hatte, war das anbringen eines Knopfes an einem Brautkleid. 14 Tage Praktikum und ich hielt nur für 10 Minuten eine Nähnadel in der Hand. Bei der Stippvisite meiner Lehrerin beschwerte sich die Schneiderin dann auch noch ordentlich über mich. Ich würde die zu machenden Aufgaben nicht sehen und keine Eigeninitiative zeigen. Auch die Bewertung von der Schneiderin viel ziemlich schlecht über mich aus. Ich sei faul, schlampig, unhöflich usw. Das war für mich aber das geringste Übel. Denn die Präsentation hatte mehr Gewicht bei meiner Benotung nur konnte ich absolut nicht präsentieren.
Die Berufsberaterin gab mir dann einen Crashkurs im nähen mit einer Nähmaschine so das ich wenigstens ein bisschen über das nähen erklären konnte. Sie rettete mir (einer Streberin) dadurch wirklich die Note denn durch die schlechte Bewertung der Schneiderin stand ich beim Praktikum mit einer 5 da.
Das Ende der Geschichte
Da ich in meinem Jahrgang nicht die einzige mit solchen Erfahrungen war, hoffe ich doch sehr das es solche Praktika in Schulen nicht mehr geben wird wenn meine Jungs in dem Alter sind. Letztlich haben all diese Leute dafür gesorgt das Schüler wie ich sich gegen diese Berufe entschieden haben. So schön das Sträuße binden war (das mache ich bis heute noch) und so viel Spaß ich zu hause an der Nähmaschine habe umso weniger würde ich mir diese Hobbys noch ein mal versauen lassen wollen. Durch diese Praktika würde ich meine Hobbys nicht mehr zu meinem Beruf machen wollen aus Angst das ich keine Freude mehr daran habe. Keiner aus meinem Jahrgang lernte irgend einen Beruf in dem er/sie zuvor ein Praktikum absolviert hatte. Die meisten Praktika bewirkten das Gegenteil von dem das sie eigentlich bewirken sollten.
Wie war das bei euch oder euren Kindern? Haltet ihr ein Praktikum für sinnvoll oder habt ihr ganz ähnliche Erfahrung wie ich?
Leider zeigt eigene Erfahrung, Umfragen im Freundes- und Bekanntenkreis und Beobachtungen in der eigenen Firma, dass Praktikanten oft nur für Dreckarbeiten rangezogen werden. Bei längeren Praktika werden die Anwärter zwar angelernt, dann aber als unbezahlte Arbeitskraft missbraucht. Am Ende des Praktikums heißt es dann „Tschüss, machs gut“ und der nächste Praktikant wird eingestellt. So spart man eine komplette Arbeitskraft oder eine Putzfrau. Leider gibt es keine Konsequenzen, selbst, wenn sich die Schüler beschweren und die Angestellten der Firma seine Aussagen bestätigen.
Hallo, ich komme aus Österreich und musste wärend meiner Schulzeit auch Praktika machen. Die Kurzpraktika waren in Haushalten und da musste natürlich geputzt und die Wäsche gemacht werden, ich kann nur sagen das ich es damals schon interessant fand wie Menschen ihren Haushalt führen und habe mir da jeweils das für mich passende herausgefiltert. Der Rest war im Gastgewerbe und war nicht wirklich anders als die Ferialarbeit in dieser Branche, nur viel schlechter bezahlt. Ich möchte auch die negativen Praktika nicht missen sie haben mir wenigstens gezeigt wie ich mit Menschen nicht umgehen möchte. Jetzt bekomme ich (im Handel) jedes Jahr mehrmals Praktikanten zugeteilt. Langsam fehlt mir die Geduld ihnen beizubringen das man Kunden grüßt, keinen Kaugummi kaut wenn man mit Menschen spricht usw…. von Arbeitseifer und Pflichterfüllung mal abgesehen. Den Gutschein den jeder Praktikant bei uns bekommt ist viel mehr als sie woanders bekommen. Natürlich gibt es Ausnahmen aber von 3-4 Praktikanten die wir jedes Jahr haben haben wir in den 18 Jahren in denen ich da arbeite genau einen übernommen (sie ist jetzt in einer anderen Filiale die Filialleiterin). Es ist für beide Teile nicht leicht wenn man in 14 Tagen alles zeigen soll und das bei vollem Betrieb.
Ich finde das hier doch einiges noch besser gemacht werden muss.