Auf Instagram bekomme ich immer wieder Nachrichten von Müttern, die mich fragen wie ich es schaffe als Alleinerziehende und wie das so ist. Ich finde diese Frage sehr schwierig zu beantworten denn man hat ja keine Wahl als Alleinerziehende. Man MUSS es schaffen, irgendwie.
Alleine geht es nicht
Zunächst einmal die wohl größte Enttäuschung. Je nach alter der Kinder, ist man auf Hilfe angewiesen. Sei es der Ex Partner oder sonst irgendjemand mit dem man sich die Kinderbetreuung vor allem in den Ferien teilen kann (sofern man berufstätig ist). Selbst ich, die in einer Krippe arbeitet, bekommt die Betreuungszeiten nicht immer mit den Arbeitszeiten vereinbart. Meine Familie unterstützt mich da glücklicherweise und übernimmt die Betreuung. Kinderfreie Zeit existiert ebenfalls nur dann, wenn irgendjemand sich bereiterklärt auf die Kinder aufzupassen. Bei mir kommt das ein paar mal im Jahr vor. 2021 hatte ich drei freie Abende und das nur dank meiner Mutter und meiner Tante.
Das finanzielle
Dieser Punkt ist bei jedem anders. Wer schon während der Beziehung auf Sozialhilfe angewiesen war, merkt da keinen Unterschied. Verdient der Ex Partner gut und zahlt Unterhalt, kann der Lebensstandard gehalten werden. Wenn der Ex Partner sich aber gegen die Zahlung entscheidet oder plötzlich nicht zahlungsfähig ist, kann man schon einen starken finanziellen Absturz erleben. Oft ist das finanzielle auch ein Streitpunkt nach der Trennung (genauso wie die Umgangs Regelung). Für einen selbst wird das Geld verdienen ebenfalls schwierig. Wer plötzlich alleine ist, muss Arbeitszeit und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen. Vollzeit ist da oft nicht möglich.
Das persönliche Wohlbefinden
Nun wird es tatsächlich etwas privater. Bald bin ich drei Jahre alleinerziehend und eigentlich war es für mich in meiner Ehe ziemlich normal, abends alleine zu sein. Mein Ex Mann arbeitete bis spät nachts und ich war meist schon im Bett wenn er nachhause kam. Damals dachte ich, dass es für mich nicht viel Veränderung haben würde aber da hatte ich mich getäuscht. Zunächst war die Trennung für meine persönliche Entwicklung etwas großartiges. Ich war frei, unabhängig und konnte mich komplett entfalten. Etwas über ein Jahr fühlte ich mich zwar erschöpfter und gestresster aber insgesamt wirklich großartig. So viele Dinge die ich immer mal machen wollte, konnte ich plötzlich machen.
Nach fast drei Jahren muss ich aber zugeben, dass das Leben verdammt einsam ist. Zugegeben, bei mir ist es nun seit etwas über einem Jahr schon ein Extremfall da ja kein Kontakt mehr zum Vater besteht (also keine kinderfreien wochenenden) und Corona einen zusätzlich einschränkt. Trotzdem ist es für mich so grundsätzlich nahezu unmöglich neue Menschen kennenzulernen. Ich kann abends nicht mehr ausgehen oder abends bei eine Tupper Party mit Freundinnen sitzen. Die meiste Zeit meines Lebens verbringe ich alleine mit meinen Kindern. Keiner dem ich von meinem Tag erzählen kann, mit dem ich sorgen und Probleme teilen kann, der zusammen mit mir einen Film schaut oder sonst irgendwas. Man betrachtet die Streitereien aus der Ehe anders. Damals gab es Diskussionen welcher Film denn geschaut wird, heute wäre es mir völlig egal, Hauptsache nicht alleine sein.
Allerdings wird dieser Zustand nicht ewig anhalten. Ich beneide natürlich die Menschen, die einfach spontan wegfahren können, sich kurzfristig mit Freunden verabreden können oder abends noch mal schnell in den Supermarkt können aber irgendwann kann ich das ja auch wieder.
Bis es soweit ist, helfen mir Hobbys und volle To Do Listen. Irgendwie beschäftigen damit die Zeit alleine schneller vergeht und man nicht so viel drüber nachdenken kann.
Das ganze hier ist natürlich sehr subjektiv. Wer viele Freunde hat, wird nach so einer Trennung auch weniger einsam sein und wer gerne alleine ist, wird sich in so einer Situation wohler fühlen. Wenn die Kinder älter sind, ist auch mehr möglich als bei kleineren. Der eigene Job ermöglicht einen ebenfalls mehr oder weniger Kontakte und die Möglichkeit neue Menschen kennenzulernen. Es spielen also viele Faktoren eine Rolle, beim Leben nach einer Trennung.